Psychiatrie und Psychotherapie
für Kinder- und Jugendliche

Berufsbild

Kinder- und Jugendpsychiater – Ausbildung und Arbeitsfeld

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine recht junge eigenständige Disziplin innerhalb der Medizin. Alle Kinder und Jugendpsychiater sind Ärzte. Nach dem Studium folgt eine fünfjährige Weiterbildung im Bereich der Kinder und Jugendpsychiatrie (vier Jahre) und im Bereich der Kinderheilkunde, Erwachsenenpsychiatrie oder der Psychosomatik (ein Jahr). Die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie umfasst die Erkennung und Behandlung bei psychischen, psychosomatischen und entwicklungsbedingten Erkrankungen sowie die Behandlung psychischer und sozialer Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Hierzu zählen Störungen der Gefühle, des Denkens, des Gedächtnisses und des Erlebens. Die Störungen können durch aktuelle Belastungen oder durch zurückliegende belastende Lebensereignisse, durch innerseelische Konflikte oder zwischenmenschliche Spannungen hervorgerufen werden. Sie können aber auch durch Veränderungen des Gehirns oder des Gehirnstoffwechsels hervorgerufen werden sowie durch Entwicklungsstörungen des Gehirns. Psychische Erkrankungen können sich auch als körperliche Erkrankung äußern, für die der Kinder- oder Allgemeinarzt keine Ursache findet.

Kinder- und Jugendpsychiater führen nicht ausschließlich Psychotherapien durch. Diese nehmen nur einen Teil des Arbeitsgebietes in Anspruch. Sie arbeiten wie alle anderen Ärzte auch mit medikamentöser Unterstützung der Patienten. Sie behandeln gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Weitere Informationen zu unserem Fachgebiet finden Sie unter folgendem Link. (Link DGKJP)

Was behandeln Kinder- und Jugendpsychiater

Wir behandeln alle kinder-und jugendpsychiatrischen Erkrankungen, psychischen Probleme, Entwicklungs-und Verhaltensauffälligkeiten sowie schulische Schwierigkeiten, die über pädagogische Schwierigkeiten hinaus gehen, von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum 21. Lebensjahr. 

Häufige Gründe für die Vorstellung in einer Kinder-und Jugendpsychiatrischen Sprechstunde sind:

Probleme mit der Aufmerksamkeit und Konzentration mit oder ohne Hyperaktivität (Zappelphilippsyndrom), emotionale Störungen (tiefe Traurigkeit, Ängste, Zwänge, Schulangst, Schulverweigerung), Probleme bei der Emotionsregulation mit Selbstverletzendem Verhalten, Störungen des Realitätsbezugs (Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis), Störungen der sozialen Interaktion (Soziale Phobien, Erkrankungen aus dem autistischen Formenkreis), Anpassungschwierigkeiten an schwierige, belastende Lebenssituationen/-ereignisse, chronische Schmerzen, die keine körperliche Ursache haben (psychosomatische Störungen), Einnässen, Einkoten, Ticstörungen und Verhaltensauffälligkeiten verschiedenster Art.

Ablauf in der Praxis

Was passiert in der Praxis beim ersten Gespräch und im weiteren Verlauf?

Nach der Anmeldung, die telefonisch oder per E-Mail erfolgen kann, findet ein Erstgespräch statt. Hier sollten das Kind, der oder die Jugendliche und die Bezugspersonen anwesend sein. In diesem Gespräch werden die aktuelle Problemlage sowie umfassende Informationen zur Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen und der Familiengeschichte erhoben.

Im Erstgespräch wird festgelegt, wie das weitere diagnostische Vorgehen verläuft. Dies kann weitere Termine mit dem Kind/Jugendlichen, bestehend aus Einzelgesprächen und/oder testpsychologischen Untersuchungen (Fragebogenverfahren, Leistungsdiagnostik u.s.w.), und Einzeltermine mit den Bezugspersonen beinhalten. Nur sehr selten ist bereits nach dem Erstgespräch die Diagnose so klar, dass direkt eine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Häufig ist auch die Einbeziehung weiterer wichtiger Lebensbezüge des Kindes (Kindergarten, Schule, Sportvereine) wichtig, um einen umfassenden Eindruck zu gewinnen.

Nach Abschluss der Diagnostik findet eine Befundmittelung einschließlich einer Empfehlung für das weitere Vorgehen statt. Eine Psychotherapie des Kindes oder des Jugendlichen ist längst nicht immer Teil der Empfehlung. Da ich nach einem schulenübergreifenden, systemischen Ansatz arbeite, wird häufig die gesamte Familie/ das gesamte primäre Bezugssystem des Kindes/Jugendlichen in die Behandlung involviert. Weiterhin ist in unserem Fachgebiet die Vernetzung mit weiteren Helfersystemen des Kindes oder des Jugendlichen von großer Bedeutung (Kinderärzte, Kindergärten, Schule, schulpsychologischer Dienst, Jugendamt, Ergotherapeuten, Logopäden und auch der Erwachsenenpsychiatrie bei Kindern psychisch kranker Eltern). Dies erfolgt selbstverständlich in Abstimmung mit der Familie.

Es kann auch vorkommen, dass nach erfolgter Diagnostik eine Empfehlung zur Weiterbehandlung außerhalb der Praxis erfolgt, z.B. in einer Erziehungsberatungsstelle. Leider können nicht alle Patienten, die eine Empfehlung für eine Psychotherapie bekommen, in der Praxis weiterbehandelt werden.

Aufgrund meiner mehrjährigen Tätigkeit in England kann ich eine kinder-und jugendpsychiatrische Behandlung auch in englischer Sprache anbieten. Die testpsychologischen Verfahren werden nicht in Englisch sprachigen Versionen vorgehalten.

Bei sehr komplexen Störungsbildern, die häufig mit selbst-oder fremdgefährdendem Verhalten einhergehen, kann es erforderlich sein, die Patienten an die zuständigen Kliniken (Vitos Klinik Hofheim, Leitung: Frau Dr. A. Duve oder Prinzessin Margret Kinderkliniken, Darmstadt, Leitung: Priv. Doz. Dr.med. B. Lettgen) zu verweisen, falls die Problematik eine ambulante Behandlung nicht zulässt.